Stimmen zum DFB Pokal-Halbfinale 2015 FC Bayern gegen Borussia Dortmund

Aus, Aus, Aus der Traum des FC Bayern München vom Triple-Gewinn 2015! Erst nach einem dramatischen Elfmeterschießen verloren die Münchener das Pokal-Halbfinale gegen die Dortmunder Borussen.

Der Spielverlauf

Die erste Halbzeit ging eindeutig an den deutschen Rekordmeister. Pep Guardiola überraschte mit seiner Aufstellung, indem er nicht Robben, Schweinsteiger oder Dante stellte, sondern Benatia, Weiser und Bernat sein Vertrauen schenkte.

Insbesondere die flinken Außen Benatia und Weiser stellten ihre Gegenspieler Erik Durm und Marcel Schmelzer vor große Herausforderungen.

Das Tor für den FC Bayern fiel dann aber aus einem unfassbaren Konter der Bayern, nachdem der BVB fahrlässig eine vielversprechende Torchance liegen ließen.

Im schnellen Gegenzug überlistete Robert Lewandowski den BVB – Keeper mit einem Lupfer an den Pfosten – erst im Nachschuss überwand der Pole seinen Ex-Verein als er Hummels, Sokratis und Langerak ins Leere laufen ließ.

Die zweite Halbzeit

Sie begann mit einer krassen Fehlentscheidung! Schiedsrichter Gagelmann, der ansonsten einen guten Eindruck hinterließ, weil er das Spiel vollkommen im Griff hatte und nicht jedes körperbewusste Spiel abpfiff, übersah mit seinem Gespann ein klares Handspiel von Schmelzer. So blieb der BVB mit nur einem 1-Tor Rückstand im Spiel und sicherte sich im Folgenden mehr und mehr Spielanteile.

In der 75. Minute belohnte Aubameyang die Bemühungen und schloss einen Dortmunder Angriff konsequent ab. Manuel Neuer konnte das runde Leder erst deutlich hinter der Linie entschärfen. Erinnerungen aus dem Pokal-Finale des letzten Jahres wurden wach, als den Dortmundern ein reguläres Tor verweigert und damit der Titel aus den Händen gerissen wurde.

Kompliment an die Unparteiischen, die sofort den Treffern korrekterweise anerkannten und so dem Spiel die Schlusspointe ermöglichten. In der regulären Spielzeit hätte Marco Reus sogar noch das vorentscheidende 1:2 erzielen können, doch Weltmeister Neuer entschärfte aus kurzer Distanz in Weltklasse-Manier.

Die Verlängerung

Bastian Schweinsteiger hatte das „Doppel-Finale in Berlin“ auf dem Kopf. Zweimal scheiterte er mit dem Köpfchen aus kurzer Distanz völlig freistehend am hervorragend reagierenden Langerak. Robben, erst ein und dann wieder ausgewechselt, Lewandowski, von Langerak fast k.o. gefaustet und die mangelhafte Chancenverwertung ließen die Sorgenfalten auf Guardiolas kahl geschorenen Kopf immer größer werden.

Er tigerte in seiner Coaching-Zone nervös auf und ab, reklamierte lautstark und dominant berechtigterweise zwei strittige Elfmeter für sich, bevor den 4. Offiziellen in seiner unnachahmlichen Art wieder umarmte und damit die Wogen glättete.

Das Elfmeterschießen

Hatte das Duell nicht schon genügend Würze, Dramaturgie und Emotionen geschah im Elfmeterschießen nochmal Unfassbares. Lahm und Alonso. zwei Weltmeister von Format, rutschten bei Ihren Elfern auf gleiche Weise aus und verfehlten das Gehäuse damit weit.

Nur weil Mats Hummels ebenfalls Nerven zeigte, blieben die Bayern im Spiel, doch die Fehlschüsse von Lahm, Alonso, Neuer und Götze waren zuviel. Die Bayern verwandelten keinen Elfmeter, sodass die Treffer von Gündogan und Kehl bereits zum Finaleinzug reichten. Der Traum von zwei Titeln in der deutschen Hauptstadt Berlin gehören damit der Vergangenheit an. Nach dem deutschen Meistertitel ist der Pokalsieg 2015 nicht mehr möglich.

Für den ehrgeizigen Spanier Pep Guardiola, der die Bayern als Triple-Meister übernahm ein absolutes Drama, auch wenn er nach dem Spiel das Pokal-Aus herunterspielte.

Jürgen Klopp und der Traum vom Borsig-Platz

Der große Gewinner an diesem Pokalabend hat einen Namen. Jürgen Klopp! Nach seinem freiwilligen Rückzug am Ende dieser Saison setzte Klopp mit diesem Sieg ein echtes, nachhaltiges Ausrufezeichen! Nach einer miserablen Saison, dem Rückzug und dem damit verbundenen Verzicht auf viel Geld durch Gehalt hat sich Jürgen Klopp in Dortmund noch unverzichtbarer gemacht.

Kaum vorstellbar nach diesem Sieg, wie ein anderer Trainer auf der Bank der Schwarz-Gelben zukünftig Platz nehmen kann. Er selber dürfte größte Genugtuung verspüren. Ein alles in allem glücklicher Sieg, von Schiri-Entscheidungen begünstigt, doch die knappen Final-Niederlagen in Champions League und Pokal gegen die Bayern aus der Vergangenheit nagten an seiner erfolgreichen BVB-Trainerkarriere.

Unvergessen wie er in der Pressekonferenz nur schwer die Fehlentscheidung von Schiedsrichter Meyer akzeptieren konnte, da Hummels ein reguläres Tor erzielte und damit den möglichen Pokal-Sieg gegen die übermächtigen Bayern perfekt gemacht hätte, hätte der Treffer die Gültigkeit bekommen.

Der Sieg in München – ein später Sieg der sich ausgleichenden Gerechtigkeit und der perfekte Höhepunkt zum Abschluss der kloppschen Trainerkarriere beim BVB. Die Pokal-Feier auf dem Borsig-Platz ist er nun ganz nah. Er muss „nur“ den Umweg über Berlin gehen …

Stimmen zum Halbfinale im DFB Pokal Bayern gegen Dortmund (Quelle: abendzeitung-muenchen.de):

Pep Guardiola: [bei der PK völlig bedient, er blickte stoisch auf den Tisch vor ihm]: „Glückwunsch an den BVB! Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Es war unser bestes Spiel gegen den BVB in meiner Periode hier in Deutschland – aber sie haben gewonnen. Gratulation! Arjen ist verletzt, Thiago ist angeschlagen und Lewandowski ist im Krankenhaus. Die ganze Saison war so. Wir müssen das nun abwarten und analysieren, vor allem vor den Spielen gegen Barcelona.“ [über Schiedsrichter Gagelmann und seine Entscheidungen wollte Pep nichts sagen, nur das:] „Ich habe hier immer den Respekt vor den Schiedsrichtern gezeigt.“


Philipp Lahm: „Glückwunsch an Dortmund! Man muss auch mal gratulieren können. Das Wegrutschen kann man nicht erklären. Das ist besonders bitter, wenn es im Elfmeterschießen passiert. Ich rutsche aus, Xabi rutscht aus. Man kann sich sicher bessere Momente aussuchen, um auszurutschen. Wir haben es verpasst, das Spiel in der regulären Spielzeit und der Verlängerung zu entscheiden. Dann geht es ins Elfmeterschießen und da ist vieles Glückssache.“


Thomas Müller: „Wir haben für eine Viertelstunde die Struktur verloren, Dortmund hat ein paar gefährliche Situationen und macht daraus das Tor. Wenn man bei den ersten beiden Elfmetern ausrutscht, was willste dann machen? DIe Schiedsrichterentscheidungen fielen auch nicht glücklich aus für uns – vorsichtig ausgedrückt. Wenn man sich benachteiligt fühlt, reagiert man entsprechend. Aber wir müssen ein Tor machen! Im Endeffekt ist nicht viel gelaufen für uns. Wir haben nicht wirklich viel falsch gemacht, aber gehen als Verlierer nach Hause. Das kotzt mich an.“


Bastian Schweinsteiger: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir hatten Chancen, es gab auch eine Zeit, als Dortmund Riesenchancen hatte. Trotzdem ist es bitter für uns, dass es ins Elfmeterschießen mussten. Ich hätte als Fünfter geschossen. Nachdem Manu den Elfer von Mats Hummels gehalten hat, habe ich gehofft, dass wir nochmal rankommen. Robben ist für uns ein ganz wichtiger Spieler, ich hoffe, dass die Verletzung nicht ganz so schlimm ist. Gerade ihn brauchen wir.“


Karl-Heinz Rummenigge: „Ich denke, es war das beste Spiel, das wir in den letzten drei, vier Jahren gegen Dortmund gemacht haben. Das ist Pech.  Das bedauern wir natürlich. Ich bin traurig für die Mannschaft, sie hat großartig gespielt und großartig gekämpft. Elfmeterschießen ist immer Vabanquespiel. Es ist natürlich auch schwer, wenn man gegen zwölf Mann spielt. Er hat sein Bestes gegeben, sollte man aber auch dazu sagen.Es hat aber jetzt auch keinen Sinn, das dem Schiedsrichter anzukreiden. Wir sind jetzt draußen, ich habe den Kollegen von Borussia Dortmund gratuliert.“


Manuel Neuer: „Das Elfmeterschießen hat blöd angefangen. Es passt zum Spiel. Wir hätten es nicht nur in den 90 Minuten, sondern auch in der Verlängerung entscheiden können. Wir hatten es selbst in der Hand. Das ist natürlich bitter. “


Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): „Auf einem Rad haben wir das Finale erreicht, gerade noch. Unglaublich intensives Spiel mit unglaublichen Vorteilen für Bayern in der ersten Halbzeit. Ich habe der Mannschaft gesagt: Hier hat die ganze Welt schon verloren, das ist nicht schlimm. Wenn wir heute verlieren, dann bitte mit fliegenden Fahnen. Dann machen wir ein Tor aus der kleinsten Chance des Spiels. Plötzlich waren wir da. Ich weiß nicht, wie viele Spieler auf dem Platz Krämpfe hatten – einfach kaputt waren. Wir sind super glücklich gegen diesen unfassbar starken Gegner weitergekommen zu sein. Es ist geil. Es war ein ganz großer Abend, wir wollen nun natürlich auch das Finale gewinnen.“


Aki Watzke (Borussia Dortmund): „Im Elfmeterschießen habe ich gedacht: Scheiße, die Bayern fangen an – irgendwo gibt’s eine Statistik, die besagt, dass derjenige öfter gewinnt, der anfängt. Nachdem dann Philipp ausgerutscht ist, hatten wir einen psychologischen Vorteil. Nach dem zweiten Elfmeter habe ich schon gedacht: Okay, jetzt könnte was gehen. Ich habe nicht gedacht: Schade! Aber ehrlich gesagt tut einem das auch leid, weil man ja weiß, wie das ist, wenn man als Fußballer am Elfmeterpunkt steht. Ich glaube, dass sich sehr viele Menschen in Deutschland mit uns gefreut haben. (zum Essen mit Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge): Wir hatten ein gutes Gespräch, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich gebe keine atmosphärischen Wasserstandsmeldungen ab.“


Marco Reus (Borussia Dortmund): „Wir haben unser großes Ziel erreicht, es war eine extrem schwierige Angelegenheit. In der Verlängerung hatten wir ein, zwei Mal Glück.“