Nach Kapitän Philipp Lahm, WM Rekordtorschütze Miroslav Klose nun also auch Innenverteidiger und Weltmeister Per Mertesacker. Gut einem Monat nach dem grandiosen Titelgewinn in Rio de Janeiro erklärt bereits der dritte DFB – Kicker seinen Rücktritt aus dem Kreise der Nationalmannschaft.
War der Rückzug des 36-jährigen Miroslav Klose erwartbar, überraschen die Rücktritte der goldenen Generation um Lahm und Mertesacker, die mit 30 Jahren bei gleichbleibendem Leistungsniveau noch locker eine Europa- und eine weitere Weltmeisterschaft hätten spielen können.
Klar kann man als deutscher Fußball-Fan den Umstand verstehen auf dem Höhepunkt der Karriere abtreten zu wollen, „das Ende selbst zu bestimmen“ war eine der von den Zurückgetretenen am häufigsten kolportierten Begründungen.
Turnier als Belastung
Eine Welt- und Europameisterschaft ist darüberhinaus eine enorme Belastung für den geschundenen Profi-Körper, die man nicht unterschätzen sollte, denn grade im Alter häufen sich Schmerzen und körperliche Wehwehchen. Nichtsdestotrotz überrascht der Rücktritt des Kapitäns und des „langen“ gebürtigen Niedersachsens. Die Perspektive bei der nächsten Europameisterschaft in Frankreich ist glänzend, die deutsche Mannschaft verfügt über einen riesigen Fundus an erfahrenen und talentierten Spielern, in dem Lahm & Mertesacker in jedem Fall zurecht ihren Platz im Kader finden würden.
Ist ein EM-Titel im Vergleich zu einer Weltmeisterschaft so wenig wert? Im Prinzip ist dies der letzte Titel der Philipp Lahm in seiner Vita fehlen würde. Vor diesem Hintergrund müsste er eher als Spieler des FC Bayern München zurücktreten, mit dem er in seinem Fußballerleben bereits alles, sogar mehrfach, gewonnen hat, als seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft zu forcieren.
Per Mertesacker ließ sich zumindest vier Wochen Zeit um erst den Titelgewinn gänzlich zu verarbeiten und aufzuarbeiten, für Lahm war scheinbar bereits vor der Weltmeisterschaft klar, dass dies sein letztes großes internationale Turnier sein wird. Es ist ihm und auch Per Mertesacker zu wünschen, dass sie sich diese Entscheidung reiflich überlegt haben.
In sechs oder acht Jahren werden sie definitiv keine Chance mehr haben ein solches Turnier zu bestreiten. Im Augenblick scheint die EM 2016 in Frankreich noch weit weg zu sein, doch je näher die EURO rückt, desto mehr könnten sie ihre Entscheidung erneut überdenken wollen.
Rücktritt vom Rücktritt
Es hängt von der Form und Leistung der dann dem Bundestrainer zur Verfügung stehenden Akteuren ab, ob auf eine Rückholaktion der Profis Wert gelegt wird. Lahm zumindest ließ über die Medien bereits verlauten: „Man sollte nie nie sagen!“. Wer denkt da nicht bereits von einem Rücktritt vom Rücktritt?
Weitere Rücktritte
Auffällig ist übrigens, dass mit Lahm, Klose und Merte, drei der vier Gruppenführer in Porto Bahia ihren Rücktritt verkündeten. Einer fehlt? Richtig: Bastian Schweinsteiger! Auch er ist 30, auch für ihn ist der WM-Titel der Höhepunkt seiner bisherigen Karriere. Hoffen wir, dass er nicht auch diesen Entschluss fasst. Was dagegen spricht? Die Perspektive zukünftig als Nachfolger von Lahm die Elf als Kapitän anführen zu dürfen.