Der FC Bayern München erreichte am Dienstag durch ein nie wirklich gefährdetes 1:0 gegen den VfL Wolfsburg zum zehnten Mal in Folge das DFB Pokal Viertelfinale. Doch dieses Ergebnis und das Weiterkommen interessierte nach dem Spiel niemand mehr. Denn im Laufe der ersten Halbzeit vermeldete Sportbild über den Nachrichtenticker das offizielle Karrierende des parallel auf dem Feld spielenden FC Bayern Kapitän Philipp Lahm.
Kein Sportdirektor
War diese Nachricht nicht schon brisant genug, vermeldete Lahm und sein Berater-Team darüberhinaus, dass Fußball-Weltmeister Philipp Lahm auch nicht, wie von vielen erwartet und von Karl Heinz Rummenigge bereits auf der Jahreshauptversammlung angedeutet, neuer Sportdirektor beim deutschen Rekordpokalsieger wird. Das Spiel, das Ergebnis, das Pokal-Viertelfinale – alles uninteressant. Diese Nachricht schlug ein wie eine unerwartete Bombe. Lahm, seit der Jugendzeit beim FC Bayern, hatte noch Vertrag bis 2018. Trainer Carlo Ancelotti versuchte sich im Interview nach dem Spiel noch als unwissender und lobender Fürsprecher Lahms („Er war heute der beste Spieler auf dem Platz.“). Doch Lahm selbst erklärte seinen Rücktritt recht unerschrocken: Er spürte, dass er diese Verantwortung als Kapitän, diese stete Vorbildfunktion im Training und Spiel nur noch bis zum Ende dieser Saison aufrecht erhalten könne und eben nicht darüber hinaus. Hier geht es zu einem spannenden Kommentar zu Lahms Rücktritt.
Der konsequente Lahm
Damit blieb Philipp Lahm seiner Linie in der gesamten Karierre treu: Grad- und zielstrebig, immer das Heft des Handelns in der Hand behaltend. Bereits sein überraschend schneller Rücktritt nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro 2014 im Alter von grade einmal 30 Jahren war unerwartet. Lahm fehlte nur noch der Europameisterschaftstitel, um alle wichtigen Wettbewerbe im Fußball einmal gewonnen zu haben. Aber auf Frankreich 2016 verzichtete er, im Gegensatz zu seinen gleichaltrigen Kollegen Schweinsteiger, Podolski und Co. Er hätte nun mehr Lust im Sommer mit Freunden zu grillen und seine Zeit mit Freunden anders im Sommer zu verbringen als wieder auf dem Trainings- und Fußballplatz zu stehen.
Der intelligente Lahm
Mit dem Rücktritt aus der Nationalmannschaft hat Philipp Lahm in der Retrospektive nun alles richtig gemacht. Bei der EM 2016 war im Halbfinale Schluss, auch seine Kollegen konnten den EM Titel nicht gewinnen und hatten damit keinen Abschied auf einem absoluten Höhepunkt mit Top Niveau. Für Lahm war das historische WM Finale im Maracana 2014 das letzte Spiel für sein Heimatland. Stark! Auch nun verzichtet der über 500 Pflichtspiele für den FC Bayern erfahrene Lahm auf den Sportdirektorposten der Bayern. Während andere Nationalspieler oder Bundesligaprofis mit 33 Jahren um den letzten großen Vertrag ihrer Karriere feilschen, hat Philipp Lahm scheinbar keinen Bock mehr auf Fußball, die Bundesliga und das tagtägliche Training.
Der vorhersehbare Rücktritt
Mit ein bisschen Abstand ist Lahms Entscheidung gar nicht mehr so überraschend. Er hat mit Sicherheit registriert wie sein Buddy Bastian Schweinsteiger nach seinem Wechsel zu Manchester Utd. von Trainer José Mourinho ein stückweit degradiert wurde. „Zu alt“, „zu langsam“ und „zu unbeweglich“ schrieben die knallharten Boulevard-Medien auf der Insel. Philipp Lahm wollte und will dies nicht in den Medien über sich lesen. Er weiß genau wie schnell im schnelllebigen Fußballgeschäft die Stimmung und die Meinungen umschlagen können. Er wollte einen perfekten Abschied und jederzeit die Kontrolle hierüber in der eigenen Hand behalten. Er wollte nicht, dass ein Dritter ihn darauf aufmerksam machen muss, dass seine Zeit als aktiver Fußballer doch abgelaufen sei.
Philipp Lahm – seine besten Sprüche
Überraschend, mutig und doch konsequent. Man muss Philipp Lahm Respekt zollen für eine einzigartige und unfassbar erfolgreiche Karriere. Seine Intelligenz auf und neben dem Fußballplatz führt dazu, dass es gar nicht so einfach ist, Sprüche, Fußball-Zitate oder verbal kreative Wortspiele des ehemaligen Capitano der deutschen Fußballnationalmannschaft zu finden. Ein paar wenige, dafür aber auch legendäre Statements konnten wir natürlich trotzdem finden:
Sprüche von Philipp Lahm
„Man muss nicht immer das Salz in der Suppe suchen.“
Mit diesem mystischen Satz überraschte der Bayern-Kapitän die Fußballzuschauer nach dem Champions-League-Rückspiel gegen Benfica Lissabon.
„Ich bin nicht die geborene Torfabrik.“
„Jeder, der im Halbfinale steht, hat das Zeug Weltmeister zu werden.“
Lahm bei der WM 2010 nach dem herausragenden 4:0 über Argentinien.
„Ich glaube, dass er Position beziehen sollte und ich bin gespannt, was er zu sagen hat.“
Gedanken von Philipp Lahm zur derzeitigen politischen Situation des EM-Gastgeberlandes Ukraine und dem Schweigen von UEFA Präsident Platini.
„Man weiß ja, dass sich die Südamerikaner sehr temperamentvoll und impulsiv verhalten. Ich hoffe, dass wir am Samstag erleben wie Argentinien mit der Niederlage umgeht.“
„Die meiste Luft hat der Ball.“
Lahm zu den extremen Temperaturen vor dem Länderspiel gegen VAE
„Es muss zwei Beckenbauer geben, einen, der in der Zeitung schreibt, und den Präsidenten des FC Bayern. Der Präsident ist zufrieden mit mir.“
Lahms Buch: Der feine Unterschied – Wie man heute Spitzenfußballer wird“
Während seiner aktiven Fußballerkarriere verfasste Philipp Lahm auch ein eigenes Buch mit Titel „Der feine Unterschied“. Ein Buch welches polarisierte. Mehr Informationen und einen Kommentar zur damaligen Zeit findet ihr auf diesem Philipp Lahm – Der feine Unterschied.
Philipp Lahm – eines seiner wichtigsten Tore: Trotz Ellenbogenverletzung führte Lahm Deutschland bei der Heim-WM im Eröffnungsspiel in München gegen Costa Rica mit einem wunderschönen 1:0 auf die Siegerstraße und sorgte damit sichtbar für Erleichterung auf dem 4:2 WM-Sieg im Auftaktmatch 2006. Hier die Bilder dazu:
Kennt ihr weitere Lahm-Sprüche? Teilt sie gerne in der Kommentarbox!